Donnerstag, 6. September 2012

Die Abenteuer des Sherlock Holmes - Ein Skandal in Böhmen / Die Liga der Rotschöpfe - Arthur Conan Doyle

Sherlock Holmes und kein Ende. Ich persönlich kenne keine Reihe, die in so vielen verschiedenen Formen immer wieder aufgelegt wird. Und es mag vielleicht der Tatsache geschuldet sein, daß ich ein großer Verehrer von Arthur Conan Doyles scharfsinnigem Gehirnakrobaten bin, aber auch wenn ich die Geschichten schon so oft gehört und gelesen habe, so bin ich doch immer wieder auf neue Interpretationen gespannt. Kein Sherlock Holmes oder Doktor Watson gleicht dem anderen. Das beginnt bei den Stimmen, die ihnen in den Mund gelegt werden, und nicht selten werden sogar Charakterzüge oder Verhaltensweisen angepaßt. Nicht selten hat man sich an ein Bild gewöhnt, das dem eigentlichen Holmes nicht entspricht. Umso mehr freut es mich, daß bei der Version vom Hörverlag, zwar nur am Rande, aber doch auch die Schattenseiten des großen Meisterdetektivs Erwähnung finden. Aber dazu nachher mehr.

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes - Ein Skandal in Böhmen / Die Liga der Rotschöpfe
Autor: Arthur Conan Doyle
Sprecher: Oliver Kalkofe
Genre: Krimi
Laufzeit: 02 Std. 03 Min. (ungekürzt)

Verlag: Der Hörverlag
Erschienen: 2012

Zur Story: Mir lag zur Zeit dieser Rezension nur das Rezensionsexemplar vor, was aber die komplette Folge "Ein Skandal in Böhmen" enthält (eine meiner Lieblingsgeschichten). Auf der eigentlichen CD ist außerdem noch "Die Liga der Rotschöpfe" enthalten. Da die Geschichten im Original belassen wurden, kann ich trotz Fehlens der zweiten Lesung beide kurz umreißen.

"Ein Skandal in Böhmen" spielt zu der Zeit, als Dr. Watson bereits verheiratet ist und Holmes nun allein in der berühmten Baker Street 221b residiert. Der ehemalige Chronist ist nun zum stummen Zuschauer geworden, der nur noch in der Zeitung den großen Fällen seines Freundes folgen kann. Doch als es den guten Doktor vor das alte Haus verschlägt, muß er dem großen Detektiv doch einmal wieder seine Aufwartung machen. Und ehe er es sich versieht, nimmt ihn der neueste Fall seines Freundes gleich in Beschlag.

An eben diesem Abend, erhält der Meisterdetektiv Besuch von einem hohen Adligen aus Böhmen. Dieser hatte eine Liaison mit einer abenteuerlustigen Frau, die aber seinem Stand nicht angemessen war. Nun besitzt diese Dame ein Foto von ihnen beiden, was die anstehende Heirat des Adligen in einen Skandal verwandeln könnte. Bisher schlugen alle Versuche fehl, das Foto wiederzubeschaffen und nun wird die Zeit knapp. Sherlock Holmes soll nun das Bild beschaffen. Doch so einfach, wie es sich der große Denker vorgestellt hat, ist dies nicht und Irene Adler entpuppt sich als scharfsinnige Gegenspielerin, die Sherlock Holmes' Bild der Frauen als das schwache Geschlecht schon bald auf den Kopf stellen wird...

In „“Die Liga der Rotschöpfe““ wendet sich ein rothaariger Mann an Sherlock Holmes und bittet ihn um Hilfe. Er habe, so der alte Pfandleiher, vor kurzem eine Halbtagsstelle bei der Liga der Rotschöpfe angenommen. Seine Aufgabe sei es lediglich gewesen, jeden Tag im Büro zu sein und die Enzyclopaedia Britannica abzuschreiben. Dafür hätte er ein unverhältnismäßig hohes Gehalt erhalten, was er aber wegen seiner verarmten Situation nicht bedauert hätte. Nun sei aber plötzlich diese ominöse Liga von einem Tag auf den nächsten verschwunden.

Das hinter der Liga mehr als nur ein exzentrischer Millionär steckt, der die unterdrückten Rothaarigen unterstützen will, ahnt Sherlock Holmes sofort und so machen sich Dr. Watson und der Meisterdetektiv auf, um das Rätsel um diesen seltsamen Fall zu lüften...

Sprecher: Die Arbeit hinterm Mikrofon ist für Oliver Kalkofe nichts Neues, denn seinen Werdegang hatte er seiner Zeit als Moderator bei Radio RST begonnen. Mit seinem Wechsel zum Radiosender „ffn“ und zum komödiantischem Bereich begann dann sein großer Aufstieg, welcher in die TV-Version seiner Radioshow „Kalkofes Mattscheibe“ gipfelte. Diese wurde schließlich sein großer Durchbruch.

Oliver Kalkofe beschränkt sich nicht auf einen Bereich. Die Liste ließe sich noch um einiges weiter führen. So war er z.B. bei "Der WiXXer" und "Neues vom WiXXer" nicht nur Schauspieler, sondern schrieb auch am Drehbuch mit. Bei "Gottschalk Live" war er Kino-Kolumnist und nun verleiht er bei der Reihe "Die Abenteuer des Sherlock Holmes" dem Doktor Watson seine Stimme... 

Fazit: Wie oben schon angedeutet kann ich als abschließendes Urteil nur die erste Folge "Ein Skandal in Böhmen" heranziehen. Ich möchte hier gleich vorweg eine Warnung aussprechen. Im nächsten Absatz möchte ich ein wenig in die Tiefe gehen, warum mich diese Geschichte so fasziniert und vielleicht sollte ich den Wenigen, die diese Geschichte noch nicht kennen, die Möglichkeit einräumen vor den womöglich enthaltenen Spoilern das Lesen beenden zu können. Darum folgt jetzt erst einmal mein kurzes Fazit und danach möchte ich noch ein wenig über die Geschichte an sich fabulieren. Wer also Angst hat das ich ihm sein Hörerlebnis mit dem einen oder anderen Hinweis verderben könnte, dem empfehle ich nur noch den nächsten Absatz zu lesen.

Die Geschichte ist für mich über jeden Zweifel erhaben. Als Warnung vorweg, sie ist grundsätzlich sehr geradlinig und weißt nur wenige Wendungen oder besondere Enthüllungen auf. Große Action sucht man wie in den meisten Sherlock Holmes Geschichten vergebens. Doch wer die Geschichten um Holmes kennt, weiß worauf er sich einlässt und wird bestimmt nicht enttäuscht.

Oliver Kalkofe als Sprecher spaltet mich ehrlich gesagt innerlich. Seine Vortragsweise ist sehr gut und auch höre ich im sehr gerne zu. Jedoch ist mir seine Stimme ein bisschen zu speziell. Ich verbinde sie sofort mit der Person Kalkofe und das paßt leider selten zu den Rollen die er spricht. Ich brauche immer erst eine Zeit, bevor ich mich wirklich darauf einlassen kann. Die sehr gute Vortragsweise aber macht diesen Punkt wieder wett, weshalb es für mich persönlich weder einen Plus- noch ein Minuspunkt darstellt. Für Hörbuchfreunde, die Kalkofe als Sprecher mögen und die mein Problem nicht haben, ist es auf alle Fälle ein toller Hörgenuß.

So und nun für alle, die keine Angst für Spoiler haben, möchte ich noch einmal auf die Geschichte zu sprechen kommen.

Diese gehört, wie schon mehrfach erwähnt, eindeutig zu meinen Lieblingsgeschichten, denn zum einen zeigt sie einen nicht ganz so gefälligen Sherlock Holmes, der auch einige Ecken und Kanten hat, wie seine herablassende Haltung gegenüber Frauen und auch seine Drogensucht findet Erwähnung. Auf der anderen Seite muß sich der große Meisterdetektiv auch einmal geschlagen geben und Irene Adler wird zu einem Symbol dafür, daß auch der größte Meisterdetektiv einmal verlieren kann. Holmes entwickelt darauf hin einen Respekt und eine Faszination für diese Frau, die jedoch gänzlich ohne Leidenschaft oder Liebe ist. Dies ist der grundsätzlichen Einstellung von Sherlock Holmes geschuldet. Gefühle solcher Art sind ihm nicht fremd, doch er verspürt kein Interesse diesen selbst nachzugehen. Er interessiert sich als Forscher und Ermittler dafür, nicht als Liebhaber. Dies wird in meinen Augen bei Neuinterpretationen gerne vernachlässigt oder gar ignoriert. Umso mehr freut es mich, daß der Hörverlag werkgetreue Übersetzungen vorlegt und damit mein Holmes-Herz höher schlagen läßt.

Euer

Papa Rabe w^v^w

Das Hörbuch gibt's auch bei Audible zum download:

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