Sherlock Holmes und kein Ende. Ich persönlich kenne keine Reihe, die
in so vielen verschiedenen Formen immer wieder aufgelegt wird. Und es
mag vielleicht der Tatsache geschuldet sein, daß ich ein großer
Verehrer von Arthur Conan Doyles scharfsinnigem Gehirnakrobaten bin,
aber auch wenn ich die Geschichten schon so oft gehört und gelesen
habe, so bin ich doch immer wieder auf neue Interpretationen
gespannt. Kein Sherlock Holmes oder Doktor Watson gleicht dem
anderen. Das beginnt bei den Stimmen, die ihnen in den Mund gelegt
werden, und nicht selten werden sogar Charakterzüge oder
Verhaltensweisen angepaßt. Nicht selten hat man sich an ein Bild
gewöhnt, das dem eigentlichen Holmes nicht entspricht. Umso mehr
freut es mich, daß bei der Version vom Hörverlag, zwar nur am
Rande, aber doch auch die Schattenseiten des großen Meisterdetektivs
Erwähnung finden. Aber dazu nachher mehr.
Autor: Arthur Conan
Doyle
Sprecher: Oliver
Kalkofe
Genre: Krimi
Laufzeit: 02 Std. 03
Min. (ungekürzt)
Verlag: Der
Hörverlag
Zur Story: Mir lag zur Zeit dieser Rezension nur
das Rezensionsexemplar vor, was aber die komplette Folge "Ein
Skandal in Böhmen" enthält (eine meiner Lieblingsgeschichten).
Auf der eigentlichen CD ist außerdem noch "Die Liga der
Rotschöpfe" enthalten. Da die Geschichten im Original belassen
wurden, kann ich trotz Fehlens der zweiten Lesung beide kurz
umreißen.
"Ein Skandal in Böhmen"
spielt zu der Zeit, als Dr. Watson bereits verheiratet ist und Holmes
nun allein in der berühmten Baker Street 221b residiert. Der
ehemalige Chronist ist nun zum stummen Zuschauer geworden, der nur
noch in der Zeitung den großen Fällen seines Freundes folgen kann.
Doch als es den guten Doktor vor das alte Haus verschlägt, muß er
dem großen Detektiv doch einmal wieder seine Aufwartung machen. Und
ehe er es sich versieht, nimmt ihn der neueste Fall seines Freundes
gleich in Beschlag.
An eben diesem Abend, erhält der
Meisterdetektiv Besuch von einem hohen Adligen aus Böhmen. Dieser
hatte eine Liaison mit einer abenteuerlustigen Frau, die aber seinem
Stand nicht angemessen war. Nun besitzt diese Dame ein Foto von ihnen
beiden, was die anstehende Heirat des Adligen in einen Skandal
verwandeln könnte. Bisher schlugen alle Versuche fehl, das Foto
wiederzubeschaffen und nun wird die Zeit knapp. Sherlock Holmes soll
nun das Bild beschaffen. Doch so einfach, wie es sich der große
Denker vorgestellt hat, ist dies nicht und Irene Adler entpuppt sich
als scharfsinnige Gegenspielerin, die Sherlock Holmes' Bild der
Frauen als das schwache Geschlecht schon bald auf den Kopf stellen
wird...
In “Die Liga der Rotschöpfe“
wendet sich ein rothaariger Mann an Sherlock Holmes und bittet ihn um
Hilfe. Er habe, so der alte Pfandleiher, vor kurzem eine
Halbtagsstelle bei der Liga der Rotschöpfe angenommen. Seine Aufgabe
sei es lediglich gewesen, jeden Tag im Büro zu sein und die
Enzyclopaedia Britannica abzuschreiben. Dafür hätte er ein
unverhältnismäßig hohes Gehalt erhalten, was er aber wegen seiner
verarmten Situation nicht bedauert hätte. Nun sei aber plötzlich
diese ominöse Liga von einem Tag auf den nächsten verschwunden.
Das hinter der Liga mehr als nur ein
exzentrischer Millionär steckt, der die unterdrückten Rothaarigen
unterstützen will, ahnt Sherlock Holmes sofort und so machen sich
Dr. Watson und der Meisterdetektiv auf, um das Rätsel um diesen
seltsamen Fall zu lüften...
Sprecher: Die Arbeit hinterm Mikrofon ist für
Oliver Kalkofe nichts Neues, denn seinen Werdegang hatte er seiner
Zeit als Moderator bei Radio RST begonnen. Mit seinem Wechsel zum
Radiosender ffn und zum komödiantischem Bereich begann dann sein
großer Aufstieg, welcher in die TV-Version seiner Radioshow
Kalkofes Mattscheibe gipfelte. Diese wurde schließlich sein
großer Durchbruch.
Oliver Kalkofe beschränkt sich nicht
auf einen Bereich. Die Liste ließe sich noch um einiges weiter
führen. So war er z.B. bei "Der WiXXer" und "Neues
vom WiXXer" nicht nur Schauspieler, sondern schrieb auch am
Drehbuch mit. Bei "Gottschalk Live" war er Kino-Kolumnist
und nun verleiht er bei der Reihe "Die Abenteuer des Sherlock
Holmes" dem Doktor Watson seine Stimme...
Fazit: Wie oben schon
angedeutet kann ich als abschließendes Urteil nur die erste Folge
"Ein Skandal in Böhmen" heranziehen. Ich möchte hier
gleich vorweg eine Warnung aussprechen. Im nächsten Absatz möchte
ich ein wenig in die Tiefe gehen, warum mich diese Geschichte so
fasziniert und vielleicht sollte ich den Wenigen, die diese
Geschichte noch nicht kennen, die Möglichkeit einräumen vor den
womöglich enthaltenen Spoilern das Lesen beenden zu können. Darum
folgt jetzt erst einmal mein kurzes Fazit und danach möchte ich noch
ein wenig über die Geschichte an sich fabulieren. Wer also Angst hat
das ich ihm sein Hörerlebnis mit dem einen oder anderen Hinweis
verderben könnte, dem empfehle ich nur noch den nächsten Absatz zu
lesen.
Die
Geschichte ist für mich über jeden Zweifel erhaben. Als Warnung
vorweg, sie ist grundsätzlich sehr geradlinig und weißt nur wenige
Wendungen oder besondere Enthüllungen auf. Große Action sucht man
wie in den meisten Sherlock Holmes Geschichten vergebens. Doch wer
die Geschichten um Holmes kennt, weiß worauf er sich einlässt und
wird bestimmt nicht enttäuscht.
Oliver
Kalkofe als Sprecher spaltet mich ehrlich gesagt innerlich. Seine
Vortragsweise ist sehr gut und auch höre ich im sehr gerne zu.
Jedoch ist mir seine Stimme ein bisschen zu speziell. Ich verbinde
sie sofort mit der Person Kalkofe und das paßt leider selten zu den
Rollen die er spricht. Ich brauche immer erst eine Zeit, bevor ich
mich wirklich darauf einlassen kann. Die sehr gute Vortragsweise aber
macht diesen Punkt wieder wett, weshalb es für mich persönlich
weder einen Plus- noch ein Minuspunkt darstellt. Für Hörbuchfreunde,
die Kalkofe als Sprecher mögen und die mein Problem nicht haben, ist
es auf alle Fälle ein toller Hörgenuß.
So und nun
für alle, die keine Angst für Spoiler haben, möchte ich noch
einmal auf die Geschichte zu sprechen kommen.
Diese
gehört, wie schon mehrfach erwähnt, eindeutig zu meinen
Lieblingsgeschichten, denn zum einen zeigt sie einen nicht ganz so
gefälligen Sherlock Holmes, der auch einige Ecken und Kanten hat,
wie seine herablassende Haltung gegenüber Frauen und auch seine
Drogensucht findet Erwähnung. Auf der anderen Seite muß sich der
große Meisterdetektiv auch einmal geschlagen geben und Irene Adler
wird zu einem Symbol dafür, daß auch der größte Meisterdetektiv
einmal verlieren kann. Holmes entwickelt darauf hin einen Respekt und
eine Faszination für diese Frau, die jedoch gänzlich ohne
Leidenschaft oder Liebe ist. Dies ist der grundsätzlichen
Einstellung von Sherlock Holmes geschuldet. Gefühle solcher Art sind
ihm nicht fremd, doch er verspürt kein Interesse diesen selbst
nachzugehen. Er interessiert sich als Forscher und Ermittler dafür,
nicht als Liebhaber. Dies wird in meinen Augen bei
Neuinterpretationen gerne vernachlässigt oder gar ignoriert. Umso
mehr freut es mich, daß der Hörverlag werkgetreue Übersetzungen
vorlegt und damit mein Holmes-Herz höher schlagen läßt.
Euer
Papa Rabe
w^v^w
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