Das 19. Jahrhundert läßt mich einfach nicht los. Mit "Detektei Sonderberg & Co." wurde mir eine kürzlich erschienene Hörspielreihe empfohlen, die sich um 1880 abspielt. Also in etwa die Zeit des großen Detektiven Sherlock Holmes. Doch statt in London müssen bei diesem Hörspiel die Düsseldorfer Halunken um ihre Freiheit fürchten, denn genau dort hat die Detektei Sonderberg & Co. ihren Sitz.
Und darum, Gehstock zur Hand und Zylinder aufgesetzt, die Droschke wartet bereits.
Titel: Detektei Sonderberg & Co. und der Mord auf Schloss Jägerhof (Folge 1)
Autor: Dennis Ehrhardt
Sprecher: Jan Gregor Kremp, Regina Lemnitz, Andreas Mannkopff, u.a.
Genre: Historischer Krimi
Laufzeit: 01 Std. 37 Min. (ungekürzt)
Verlag: Zaubermond Verlag
Erschienen: 2011
Preis: € 7,95
Zur Story: Ein gar ungewohnter Anblick bietet sich Dr. Friedrich Sonderberg und seiner Begleitung Minnie Cogner, als sie durch den Schlosspark flanieren. Zwei Spinner, Schmetterlinge deren Raupen für die Seidenproduktion verwendet werden, sitzen in einem nahen Gebüsch. Diese Schmetterlinge sind hier nicht heimisch und kommen dementsprechend auch nicht in der freien Natur vor. Doch dieser seltene Anblick ist schnell vergessen, als man in der Nähe die Leiche einer jungen Frau findet.
Bei erster Untersuchung deutet alles auf einen Unfall hin und nur zu gern nimmt die Polizei diese Erklärung als mögliche Todesursache an, denn im nahen Schloss feiert in wenigen Tagen der Kommerzienrat Weigold seinen 70. Geburtstag und alles was Rang und Namen hat ist dort eingeladen. Nur ungern würde man diese Veranstaltung wegen Untersuchungen zu einem Mordfall stören.
Doch Dr. Sonderberg und seine Nachbarin Minnie Cogner glauben nicht an einen Unfall...
Sprecher: Die Sprecherrollen waren alle samt sehr gut besetzt. Und auch wenn Dr. Sonderberg die Hauptfigur darstellt, so möchte ich dieses Mal Ladys first like mit der Sprecherin von Minnie Cogner beginnen: Regina Lemnitz.
Den meisten Lesern dürfte es wahrscheinlich ebenso ergehen wie mir. Der Name hat mir erst mal gar nichts gesagt, doch ihre warme Stimme ist mir seit vielen Jahren präsent und wird immer wieder gern von mir gehört. Regina Lemnitz spricht unter vielen anderen Rollen auch Whoopi Goldberg und jetzt dürfte wohl jeder den Klang im Ohr haben. Erst gerade eben habe ich wieder einen Film gesehen, in der sie einer Nebenrolle ihre Stimme geliehen hat. Ich freue mich sehr, daß sie bei "Detektei Sonderberg & Co." die zweite Hauptrolle spricht. Eine wirklich tolle Stimme.
Nun aber zum männlichen Part. Dr. Sonderberg wird von Jan Gregor Kremp gesprochen. Seine weiche und ruhige Stimme gibt dem Detektiv eine freundliche Note, welche eher untypisch für eine solche Rolle ist. Die meisten genialen Kriminologen sind stets über allem erhaben und blicken meist mit einem leicht spöttischen Lächeln auf die Unwissenden herab. Sonderberg hingegen steht durch die Stimme von Jan Gregor Kremp eher neben einem auf gleicher Augenhöhe. Zwar beweist er gerne sein Wissen über viele Dinge, doch tut er dies eher auf freundschaftlicher Basis, was mir sehr gut gefallen hat und was ihn dadurch auch gleichzeitig ein wenig aus der Masse der Detektive hervorhebt.
Auch die restlichen Sprecher haben mir alle sehr gut gefallen. Allen voran der Kommerzienrat, gesprochen von Eckart Dux (nebenbei angemerkt, der gegenwärtig am längsten aktive deutschsprachige Synchronsprecher), dessen markante Stimme mir sehr gut gefällt.
Fazit: Mit "Detektei Sonderberg & Co." reiht sich eine weitere Hörspielreihe in meine Sammlung, die ich im Auge oder besser gesagt im Ohr behalten werde. Die Geschichte war im Stil von Agatha Christie stets mit einem Augenzwinkern versehen, was mir sehr gut gefallen hat. Vor allem zwischen den beiden Hauptcharakteren Dr. Sonderberg und Minnie Cogner entspinnt sich ein interessantes Verhältnis.
Was mir auch sehr positiv aufgefallen ist, sind die kleinen Details, die sich am Rande verstecken. Sowohl bei den verschiedenen Charakteren als auch beim Setting im Allgemeinen. Ich finde es immer wieder schön, wenn Charaktere, Schauplätze, etc. nicht einfach nur Mittel zum Zweck sind, sondern sich mit der Geschichte verbinden. So fand ich die kleinen Anmerkungen am Rande sehr schön, die z.B. die Zeit in der das Ganze spielt, lebendig machen.
Auch die Verwunderung des Inspektors darüber, daß Dr. Sonderberg Fingerabdrücke nimmt, ist nicht etwa, weil der Inspektor keine Ahnung von seiner Arbeit hat, sondern weil Fingerabdrücke erst einige Jahre später langsam ihren Weg in die polizeilichen Ermittlungen nehmen werden.
Wenn eben solche Elemente nicht beliebig auswechselbar sind, sondern einen Sinn ergeben und die Geschichte bereichern, dann wird sie erst richtig rund und in diesem Bereich hat die Hörspielreihe schon gut vorgelegt. Ich hoffe, daß dieses Potential auch weiter ausgeschöpft wird, denn allein die Zeit der Industrialisierung bietet viele Möglichkeiten, die Schauplätze lebendig zu gestalten.
Auch die Lauflänge war angenehm. Viele solcher Krimis leiden etwas darunter, daß sie ihren Fall meistens innerhalb einer Stunde vor dem Zuhörer ausbreiten, erforschen und lösen müssen. "Detektei Sonderberg & Co." läßt sich dabei schon deutlich mehr Zeit, ohne übermäßig auszuholen.
Und als Freund kleiner Gimmicks fand ich es toll, daß am Ende noch ein kleiner Prolog angefügt wurde, der nichts mehr mit dem Fall zu tun hatte, aber
die Hauptcharaktere schön weiterführt. Außerdem findet man auf der Seite www.sonderbergundco.de einen kleinen Blog, in dem Dr. Sonderberg und Minnie "persönlich" Eintragungen zu den neuesten Ereignissen und Fällen schreiben. Ein Blick lohnt sich.
Fans von Agatha Christie, Van Dusen oder Sherlock Holmes sollten rein hören.
Euer
Papa Rabe w^v^w
Das Hörbuch gibt's auch bei Audible zum download:
Detektei Sonderberg & Co. und der Mord auf Schloss Jägerhof (Folge 1)
Oder bei Hördeutsch.de als CD:
Detektei Sonderberg & Co. und der Mord auf Schloss Jägerhof (Folge 1)
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