Mittwoch, 23. Februar 2011

Der automatische Detektiv - A. Lee Martinez

Über "Der automatische Detektiv" bin ich schon ein paar mal gestolpert. Jedesmal in einer Buchhandlung in gedruckter Form und jedesmal hatte ich es schon in der Hand, hab mich dann aber doch dagegen entschieden. Ich bin ein großer Noir Fan und liebe gute Detektiv-Stories. Der Klappentext hat mich angesprochen, aber etwas hat mich davon abgehalten, es zu kaufen. Jetzt weiß ich es, nach dem ich das Hörbuch, gelesen von Oliver Rohrbeck, durchgelauscht habe. Manchmal lohnt es sich, auf sein Bauchgefühl zu hören und zu warten.

Titel: Der automatische Detektiv
Autor: A. Lee Martinez
Sprecher: Oliver Rohrbeck
Genre: Sci-Fi / Noir / Pulp
Lauzeit: 07 Std. 09 Min. (ungekürzt)

Verlag: Lauscherlounge
Erschienen: 2009

Preis: € 13,95 (Flexi-Abo: € 9,95)

Zur Story: Mack Megaton ist Taxifahrer, wohnt in der von Mutanten und anderen seltsamen Bewohnern wimmelnden Stadt Empire City und was die ganze Sache für ihn noch weiter verkompliziert, Mack ist ein 2 Meter großer Kampfroboter mit eigenem Bewußtsein. Letzteres ist immer noch ein Phänomen, daß der Wissenschaft Rätsel aufgibt, doch es gibt sie: Automatische, die mehr sind, als nur willenlose Ersatzteillager. Doch selbst unter ihnen ist Mack außergewöhnlich.

Erbaut von einem genialen Wissenschaftler hätte er eigentlich eine unaufhaltsame Killermaschine sein sollen, statt dessen aber wendete er sich gegen seinen Schöpfer und hofft nun auf ein Bürgerrechtszertifikat, daß ihn zu einem offiziellen Mitglied der Gemeinschaft macht.

Mack hat nicht viele Leute, die ihm etwas bedeuten. Eigentlich nur die Frau von Nebenan, die ihm täglich seine Fliege bindet (mit Händen, die für's Zertrümmern erbaut wurden ist Feinmotorik eine heikle Angelegenheit) und ihre Kinder. Doch eines Tages ist die Familie plötzlich verschwunden und Empire City war zu groß und die Mühlen der Justiz mahlten zu langsam, als das die Logikschaltungen in seinem Gehirn Mack eine akzeptable Wahrscheinlichkeit für die Auffindung der Familie durch die Polizei ausgeben konnte.

Und so macht sich der 2 Meter Roboter auf eigene Faust auf, die verschwundenen zu finden und stolpert so in einen Fall, der weitaus größere Tragweite hat, als es am Anfang den Anschein hatte...

Sprecher: Oliver Rohrbeck, vielen bestimmt bekannt als die Stimme von Justus Jonas aus "Die drei ???" oder die von Ben Stiller, ist eine feste Größe im Sprecherbereich. Aber er lieh auch vielen Helden alter Kindertage seine Stimme. Angefangen beim kleinen Drachen Grisu über Pinocchio (der Disney-Film Neuvertonung von 1973) bis hin zu Raymond ´Ray´ Stantz bei "The Real Ghostbusters". Eigentlich fast schon ein kleines Wunder, daß ich erst jetzt ein Hörbuch rezensiere, das er eingelesen hat.

"Der automatische Detektiv" ist ein Sci-Fi-Noir-Pulp und Oliver Rohrbeck schafft es gekonnt, eben diese Stimmung rüber zu bringen. Man merkt ihm seine mittlerweile Jahrzehnte lange Erfahrung an, wenn er mit kleinen Variationen die verschiedenen Charaktere darstellt. In den Ich-Erzählerparts schlägt Oliver Rohrbeck die typisch raue Stimme des harten Detektivs an, was mich sofort gepackt hat, denn genau das Liebe ich an Film Noir. Mack bekam eine kühle Stimme, die aber nicht roboterhaft klang, denn trotz allem ist der metallene Riese mehr als nur elektrische Stromkreise und immer wieder überrascht er sich selbst, wenn er sich anders verhält als wie seine Roboternatur vermuten ließe. Aber auch die vielen Nebenfiguren wurden gekonnt zum Leben erweckt und machen das Hörbuch zu einem richtigen Hörgenuß.

Fazit: "Der automatische Detektiv" hat meine Hoffnungen voll erfüllt. Er ist auf eine angenehm bodenständige Art schräg und abgedreht. Der Hauptcharakter wird sehr schön beschrieben, in dem die ihm als Roboter eigenen Eigenheiten immer wieder dezent in die Erzählung eingeflochten werden, ohne Aufdringlich oder Nervig zu wirken. Mack besitzt eine interne Uhr und gibt somit bei jeder Gelegenheit exakte Zeitwerte aus. Wahrscheinlichkeitsparameter werden berechnet und Erlebtes kann intern beliebig oft wiedergegeben werden. All solche kleinen Anmerkungen und Äußerungen von Mack lassen den Roboter "lebendig" werden. Oft genug können in Geschichten Charaktere fast schon beliebig ausgewechselt werden, da es ihnen an Hintergrund und Tiefe fehlt. Bei Mack paßt einfach nur ein 2 Meter großer Roboterhühne.

Kleine Anmerkung am Rande: Ich habe bemerkt, daß es zwei verschiedene, sich aber sehr ähnliche, Cover gibt. Beide Male sieht man Mack vor der gleichen Stadtkulisse. Einmal in Silber und einmal in Rot. Bei beiden Covers haben sich aber Fehler eingeschlichen. Vom grundsätzlichem Aussehen her paßt das erste Cover besser, denn Mack hat statt eines Mundes nur eine Metallplatte. Nur läuft er stets in Klamotten herum, sofern diese ihm nicht in irgendeiner Art und Weise abhanden gekommen sind. Und die Farbe stimmt auch nicht, denn Automatische mit Bewußtsein werden rot lackiert, um sie von den "normalen" Robotern zu unterscheiden. Das und die Kleidung macht das zweite Cover richtig, aber wie oben schon erwähnt hat Mack keinen Mund (und meines Wissens nach auch keine Nase). Hätte man dem Mack vom zweiten Cover die Gesichtszüge des ersten verpaßt, dann würde es passen. Und damit beenden wir auch schon wieder den Klugscheißer-Modus. =)

Eine interessante Story, runder Hauptcharakter, interessante Sidekicks, gefährliche Gegner und ein klasse Sprecher. Noir / Pulp Fans sollten auf alle Fälle ein Ohr riskieren.

Euer

Papa Rabe w^v^w

Das Hörbuch gibt's auch bei Audible zum download:
Der automatische Detektiv

Oder bei Hördeutsch.de als CD:
Der automatische Detektiv

Hörprobe und weitere Infos findet Ihr HIER auf der Audible-Seite!

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