Mittwoch, 22. Dezember 2010

Der Schrecksenmeister - Walter Moers

Der Schrecksenmeister ist der 5 Roman von Walter Moers der in Zamonien spielt. Auch wenn die Romane in sich abgeschlossen sind und auch in beliebiger Reihenfolge gelesen werden können, so empfehle ich doch, mit "Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär" anzufangen, denn zum einen entfaltet sich die Welt Zamonien auf diese Weise am schönsten und zum anderen gibt es immer wieder kleine Anspielungen auf vorhergehende Romane, die man andernfalls verpaßt.

Warum aber fange ich dann hier mit dem Hörbuch zum 5. Roman an? Gibt es keine zu den anderen keine Hörbuchversion? Doch, nur wurden diese von Dirk Bach eingesprochen und ich muß gestehen, daß mir dessen Stimme über die doch vielen Stunden eines ungekürzten Romans auf die Dauer nicht gefällt. Ich hab mir die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär angehört und daran, daß ich es bis zum Ende gehört habe, obwohl ich den Roman schon gelesen hatte, dürfte zeigen wie sehr ich die Geschichten von Walter Moers mag. Darum in Kurz: Wer Dirk Bach als Sprecher mag oder ihn sich mehrer Stunden lang anhören kann, dem kann ich die ersten Hörbücher nur wärmstens ans Herz legen. Die Geschichten sind es wert. Allen anderen, lest die Romane. Das sind Märchen für Erwachsene wo das Kind in einem sich freudig auf den Bauch legt, den Kopf in den Händen und voller Erwartung der inneren Stimme lauscht.

Titel: Der Schrecksenmeister
Autor: Walter Moers
Sprecher: Andreas Fröhlich
Genre: Fantasy / Humor
Lauzeit: 14 Std. 48 Min. (ungekürzt)

Verlag: Hörbuch Hamburg HHV GmbH
Erschienen: 2008

Preis: € 34,95 (Flexi-Abo: 9,95 €)

Zur Story: Vorweg muß gesagt werden, daß dieses Buch nicht wie fälschlich angenommen wird von Walter Moers geschrieben wurde. Die ursprüngliche Fassung schrieb Gofid Letterkerl, die der berühmte Hildegunst von Mythenmetz dann in einer neuen Fassung in die Moderne transportierte. Walter Moers ist lediglich der Übersetzer aus dem Zamonischen. Doch nun hinein in das "kulinarisches Märchen".

Durch die Gassen von Sledwaya, der kränksten Stadt von ganz Zamonien schleicht eine bemitleidenswerte Kreatur: Das Krätzchen Echo (Krätzchen sind Katzen nur mit dem kleinen Unterschied, daß sie sämtliche Sprachen Zamoniens verstehen und sprechen können). Bis vor kurzem war es das glücklichste Krätzchen auf der Welt, hatte es doch eine liebenswerte alte Dame als Frauchen. Doch dann starb die alte Frau und Echo blieb allein zurück. Nicht gewohnt für sein Essen zu jagen blickt er nun dem Hungertod ins Auge.

In diesem Zustand läuft Echo dem gefürchteten Schrecksenmeister Succubius Eißpin vor die Füße. Um diesen ranken sich nicht um sonst eine ganze Legion an dunklen Legenden und Geschichten. Und so ist es nicht verwunderlich, daß auch das Angebot, daß Eißpin dem Krätzchen macht, nicht aus reiner Herzensgüte entspringt. Er verspricht Echo ihm nicht nur etwas zu essen zu geben, sondern ihn 30 Tage lang aufs Festlichste zu bekochen. Doch werden diese 30 Tage voll kullinarischer Hochgenüße auch gleichzeitig seine letzten sein, denn beim nächsten Vollmond will der Schrecksenmeister das Fett der Kratze auskochen und seiner Sammlung beifügen. Und obwohl der Schrecksenmeister dies alles offen zugibt, willigt Echo ein. Denn schließlich ist die Aussicht noch 30 Tage zu leben und dabei zu Schlemmen als gäbe es kein Morgen mehr, besser als gleich hier auf der Straße sein Leben zu lassen.

Und von da an beginnt ein Abenteuer, daß sich nicht nur in den seltsamen alten Gemäuern der Burg, die der Schrecksenmeister sein Heim nennt, abspielt, sondern auch auf den Tellern die er zum Essen reicht. Jedes Gericht weiß auf seine Weise zu überraschen, seien es interessante Geschichten, die sich darum ranken oder besondere Eigenschaften des selbigen. Schaffen es diese neuen Eindrücke und Abenteuer zu Beginn noch über das schreckliche Schicksal hinwegzutäuschen, so nimmt die Angst mit jedem verstreichenden Tag ebenso unaufhaltsam zu wie der Mond. Und schon bald macht sich Echo auf die Suche nach einem Ausweg und entdeckt dabei so manches Geheimnis des Schrecksenmeisters.

Sprecher: Mit Andreas Fröhlich hat ein neuer Sprecher die zamonische Bühne betreten. Wie oben schon geschrieben, war es bisher Dirk Bach der den Geschichten von Walter Moers die Stimme geliehen hatte und ich finde, daß man auch objektiv einen deutlichen Unterschied zwischen den Beiden feststellen kann.

Andreas Fröhlich ist seit über 30 Jahren Sprecher von Hörspielen und -büchern und diese Erfahrung merkt man ihm einfach an. Allein seine bekannteste Rolle als Bob bei den drei Fragezeichen spricht er nun schon seit 1978. Außerdem kennt man ihn als die deutsche Stimme von Edward Norton, John Cusack, Ethan Hawke und auch Gollum hat er gekrächzt und viele meines Jahrgangs dürften auch in seinen Zeichentricksynchronisationen so manchen bekannten Namen finden. Des weiteren ist er als Synchronregisseur und Dialogbuchautor (zB. für die Herr der Ringe Triologie) tätig.

Im Schrecksenmeister leistet er ganze Arbeit. Jede Figur hat ihren eigenen Klang ohne übertrieben zu wirken. Es ist eine Freude ihm zuzuhören und am Ende ist man nicht nur traurig, daß die Geschichte vorbei ist, sondern auch, daß er nun nicht mehr weiter vorliest. Ich hoffe jedenfalls, daß auch für die hoffentlich noch zahlreichen weiteren Zamonien-Romane Andreas Fröhlich als Sprecher verpflichtet wird. Und man sieht es mir hoffentlich nach, wenn ich mir insgeheim wünsche, daß auch die ersten Bücher nochmal neue eingesprochen werden würden.

Auf alle Fälle, ganz großes Kopfkino!

Fazit: Hier geben sich zwei Größen die Hand und erschaffen damit eine wundervolle Welt, die mit jedem Satz weiter erblüht. Walter Moers schafft es in einem einzigen Absatz soviele Ideen zu packen, die bei anderen Autoren ganze Romane füllen würden und trotzdem kommt immer mehr. Die herrlichen schrägen Ideen entfalten ein Märchen für Erwachsene, daß einen wieder Kind sein läßt ohne sich Kindisch zu fühlen.

Walter Moers Zamoniengeschichten sind dafür bekannt, daß sie voller Anspielungen an ihre Inspirationsquellen sind. In diesem Fall beginnt es schon damit, daß Mythenmetz sich die Geschichte von Gofid Letterkerl vorgenommen hat oder genauer gesagt Walter Moers die von Gottfried Keller. "Spiegel, das Kätzchen" aus dem Zyklus "Die Leute von Seldwyla" heißt das Original und hier sieht man schon die anleihen. Aus Seldwyla wird Sledwaya und aus Hexenmeister Pineiß Schrecksenmeister Eißpin. Doch schreibt Moers nicht einfach ab und ändert die Namen. Es ist wirklich nur eine Anlehnung, eine Hommage, die neben den Namen nur noch sehr wenig mit dem Original gemein hat, was dem ganzen nur noch mehr Facetten verleiht, geht man dann doch auch gern auf die Suche nach den realen Vorbildern.

Abschließend kann ich nur nochmal empfehlen, die Hör(bücher) in der richtigen Reihenfolge zu lesen / hören um einen guten Überblick über Zamonien zu erhalten und die eine oder andere Anspielung besser zu verstehen.

Auf die mythenmetz'sche Abschweifung! =)

Euer

Papa Rabe w^v^w

Das Hörbuch gibt's auch bei Audible zum download:
Der Schrecksenmeister

Hörprobe und weitere Infos findet Ihr HIER auf der Audible-Seite!

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