Sonntag, 27. September 2015

Flüchtlinge und meine Meinung dazu!

Ich schleiche mittlerweile doch schon eine ganze Weile um diesen Beitrag und weiß nie so recht, wie ich anfangen soll. Aber das war schon von Anfang an kein guter Grund, meine Meinung zu verschweigen und darum hole ich endlich nach, was ich schon längst hätte tun sollen. Ich sage meine Meinung zum Thema, das derzeit die Welt bewegt und hoffe, dass ich damit ein kleinwenig bewirken kann.

Denn wenn es etwas gibt, was niemand tun sollte, dann ist es bei so einem Thema zu schweigen. Schweigen nützt nur den Extremen. Jenen, die immer als „das sind nur ein paar Wenige“ herabgespielt werden. Aber es reicht ein einziger Mensch aus, um vielen anderen das Leben schwer zu machen. Es reicht ein geworfener Stein, ein Brandsatz, ein Anschlag. Und diese Leute sehen die schweigende Masse als ihre Verbündeten an. Sie glauben, dass alle, die nichts sagen, hinter ihnen stehen und sie nur diejenigen sind, die sich eben trauen das zu tun, was alle anderen auch gerne tun würden und nur nicht den Mumm dazu haben. Und darum ist es die Pflicht eines jeden, der nicht so denkt, aufzustehen und laut zu sagen, wo er steht. Ob im Bekanntenkreis oder, wenn man darüber hinaus auch noch andere erreicht, eben auch dort.

Ich bin für Flüchtlingshilfe. Ich bin dafür, Menschen zu helfen, die unsere Hilfe benötigen. Warum? Einfach weil ich in einer Welt leben möchte, in der man dem anderen hilft. In einer Welt, in der einem aufgeholfen wird, wenn man hingefallen ist und nicht in einer, in der die Leute auf den Gefallenen auch noch herumtrampeln, nur um sich selbst ein wenig größer und besser zu fühlen. Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, in der mir das Geld sagt, ob Menschen leben dürfen oder ob man es sich nicht leisten kann und sie deshalb ertrinken, verhungern, verdursten, an behandelbaren Krankheiten sterben oder erschossen werden.

Alle, die um den Untergang der Zivilisation fürchten, im Internet und auf den Straßen hetzend, möchte ich fragen, wo wart ihr, als Milliarden in Baustellen und fehlerhafte Rüstungskäufe versenkt wurden? Wo wart ihr, als Gesetze für Unternehmen verabschiedet wurden, damit sie noch weniger Steuern zahlen müssen? Wo wart ihr, als Euer „ach so geliebtes Geld“ denen in den Rachen geworfen wurde, die schon mehr als genug hatten und deren Heißhunger nicht zu stillen ist? Da gab es keinen Aufschrei „der Gerechten“. Waren Euch die Politik und die Unternehmen zu weit oben? Habt ihr Euch zu klein gefühlt? So, als ob man auf Euren Schultern steht, um näher an der Sonne, näher am Geld zu stehen? Warum wurde da nicht mit solch einer Vehemenz dagegen vorgegangen?

Aber vielleicht liegt es ja daran, dass diese Unternehmen doch Arbeitsplätze liefern. Nur schade, dass man mit diesen Arbeitsplätzen immer weniger verdient, obwohl man Überstunde um Überstunde schiebt. Man immer mehr leisten soll, die Deadlines immer enger werden. Leute verkommen zu bloßen Statistiken auf geduldigem Papier und am Ende ist man ausgebrannt und leer, aber lieber nix sagen, man muss schließlich froh sein, wenn man einen Arbeitsplatz hat. Nur ist die beste Geldquelle immer noch das Geld selbst. Hast du viel, bekommst du noch mehr, hast du nix, kriegst du immer weniger.

Oder vielleicht daran, dass uns die Flüchtlinge nicht das neueste iPhone oder den dreifach gebrühten Kaffee im Becher zum Mitnehmen verkaufen? Das stimmt, die Flüchtlinge haben nichts, außer den Sachen, die sie am Leib tragen und nicht einmal das vergönnen einige ihnen. Aber sie bringen Menschlichkeit und die Möglichkeit zu zeigen, wo unsere Werte wirklich liegen. Ist es Geld, das der Motor unserer Welt ist oder vielleicht doch die Menschlichkeit? Diese Menschen bringen Möglichkeiten mit, die mir kein Paket vom Großhändler, kein elektronisches Spielzeug und kein Pappburger bieten kann. Sie bringen neue Sichtweisen, neues Leben und neue Ideen. Sie bringen Hoffnung, Träume und Tatkraft. Aber eben kein Geld und keine Handelsware.

Aber was ist mit den Obdachlosen und Hartz-IV-Empfängern, den Schulen und den Freibädern? Ja, was ist damit? Wo war der große Aufschrei, bevor die Flüchtlinge kamen? Vereinzelt hörte man ein Murren, wenn wieder etwas beschlossen wurde, aber niemand hat sich wirklich dafür interessiert. Denn dann hätte man sich gegen den großen Goliath wenden müssen. Auf der anderen Seite wären keine verängstigten, halb verhungerten Menschen gestanden, die keine Lobby haben, sondern ein über Jahrzehnte hinweg verhärtetes und in sich verdrehtes Politikgebilde, das nur noch um sich selbst und die Wirtschaft kreist. Und gegen so etwas, da hat der wütende Aufschrei doch eh keinen Sinn. Lieber auf die einprügeln, bei denen die Politiker freudig auch gleich mitpoltern. Da fühlt man sich dann doch erst richtig stark. Man hat etwas erreicht. Man war vorn dabei, als man den Politikern den Weg gezeigt und sie zum Handeln gezwungen hat. Doch halt, was sind denn das für Fäden an Armen und Beinen? Fühlt ihr eigentlich nicht, wie ihr am Nasenring durch die Manege gezogen werdet? Die Sachen, die Euch zum Aufschreien bringen und die Ihr den Politkern als Grund zum Handeln entgegenbrüllt, woher kommen die eigentlich? Die Medien haben es schön brav in kleinen Stückchen vorgekaut und Politiker haben Angst erzeugende Sätze fallen lassen. Wir müssen den Gürtel wegen der Flüchtlinge enger schnallen heißt nichts anderes als: „bitte regt Euch darüber auf, damit wir in Eurem Namen das machen können, was wir schon die ganze Zeit machen wollten.“

Und es gibt noch einen Grund, warum ich für Flüchtlingshilfe bin und zwar einen ganz persönlichen. Ich brauch nicht weit zurückblicken, dann sehe ich im eigenen Stammbaum parallelen. Die einen Großeltern waren aus Schlesien geflüchtet, die andere Seite stammt aus Böhmen. Die Mutter meiner Frau ist zwar kein Flüchtling, stammt aber aus dem Libanon und die Herkunft ist für viele doch schon ein Grund, diese Menschen mit Argwohn zu betrachten und sie am besten gar nicht ins Land zu lassen. Zum Glück dachte man in ihrem Fall in der DDR damals nicht so und so kam meine Frau auf die Welt. Als die deutsch-deutsche Grenze geöffnet wurde, waren auf einen Schlag 17 Millionen neue Bürger in Deutschland und auch wenn die Politik an vielen Ecken und Enden versagt hat, das Land Deutschland gibt es immer noch und ich konnte meine Frau kennenlernen. Ich habe von Menschlichkeit profitiert und das im großen Maße und ich wäre nicht hier, hätte man damals das gemacht, was einige heute verlangen.

Die Geschichte hat oft genug gezeigt, dass man Großes erreichen kann, wenn man nur zusammenhält. Wir haben jetzt die Chance eine Gesellschaft zu verwirklichen, die auf Herz und Verstand und nicht auf Gier und Eitelkeit beruht. Bitte, helft mit, dass dies nicht durch Angst und Ignoranz zerstört wird.

Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass die deutsche Politik endlich den Stock aus dem Hintern gezogen bekommt. Dass Hilfe auch ohne 10-fach ausgefüllte Dokumente und Papiere geht, sieht man an den vielen Helfern, denen ich von ganzem Herzen meinen Dank aussprechen möchte. Hört auf, die Leute auf engstem Raum zusammenzuquetschen. Verteilt sie so weitläufig wie möglich. Als damals Flüchtlinge aus Bosnien zu uns kamen, waren die 7 Kinder in unserer Klasse innerhalb kürzester Zeit in die Klassengemeinschaft integriert und einer davon war am Ende Klassenbester in Deutsch. Warum? Weil ein paar schneller in die Gemeinschaft eingegliedert werden können als viele auf einmal. Und es dauert nicht lange und dann können diese wiederum dabei helfen, anderen den Weg zu bereiten.

Aber Hilfe endet nicht beim Asylantrag. Hören wir auf damit, die Länder auszubeuten und bauen dort stattdessen eine vernünftige Wirtschaft auf. Die Leute wollen nicht dort weg, sie müssen. Sie fliehen. Helfen wir diesen Menschen, damit sie in Länder zurückkehren können, wo sie auch leben können.

Das ist mein Traum und ich glaube fest daran, dass wir ihn erreichen können. Dazu müssen wir uns aber von alten Ängsten und Lügen befreien. Nicht das Geld ist das Kapital, das wir haben, sondern das, was wir zu tun bereit sind. Die Welt ändert sich, wird dank Internet immer kleiner. Lassen wir es zu, denn die Fremden sind genauso Menschen wie wir. Und ja, auch in anderen Ländern gibt es Idioten, aber dasselbe gilt für Deutschland. Und ich möchte nicht an denen gemessen werden, die derzeit Gift und Galle spucken sondern an meinen eigenen Worten und Taten und darum schreibe ich diese Zeilen. Um zu zeigen, wo ich stehe und wofür.

Euer

Papa Rabe

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Gut gesprochen.
Ich habe mir immer überlegt in einem eigenen Beitrag mit Fakten zu argumentieren, falsche Argumente der 'Gegner' zu widerlegen und ähnliches.
Aber Deine Kernaussage ist besser:

Es geht um Mitgefühl und Menschlichkeit.

Helfen, wenn jemand in Not ist.
Das dies Anstrengung und Kosten verursacht, liegt in der Natur der Sache. Ob es langfristig einen Nutzen bringt oder nicht, mag strittig sein, sollte uns aber nicht in der Entscheidung lenken Menschen in Not zu helfen oder nicht.

Papa Rabe hat gesagt…

Danke! Es ist richtig und wichtig auch Fakten aufzuzeigen, um Ängste, die durch falsche Zahlen und Statistiken entstanden sind, zu entkräften. Jeder Ansatz, die Leute zum Umdenken zu bringen, ist gut. Ich persönlich hatte im Studium schon meine Probleme mit der Quellenarbeit, weshalb ich mich an diesen Bereich nicht herangetraut habe, aber ich lese, schaue und höre mir immer Berichte dazu an.

Erst vor ein paar Tagen lief im ZDF wieder "Die Anstalt", die sich auch diesem Thema angenommen hat und die ich nur empfehlen kann. Wir haben uns die Folge in der ZDF-Mediathek angeschaut. Da weiß man oft nicht, ob man lachen oder weinen soll.