Samstag, 12. April 2014

Vom Wrestling im Allgemeinen und der gebrochenen Streak im Speziellen

Hier ist er also wieder, der Papa Rabe, aus der Versenkung emporgestiegen, um nach viel zu langer Zeit endlich wieder einen Blogpost zu verfassen. Und dieses Mal habe ich es mir fest vorgenommen, weniger Penibel zu sein und einfach mal zu schreiben, was mir auf dem Herzen liegt. Ich möchte dem Titel dieses Blogs auch Rechnung tragen und somit heißt es heute: Sprach der Rabe… Wrestling.

Gleich zu Beginn oute ich mich hiermit als großer Wrestling-Fan. Alles begann, als ich noch jung war und mich mein Bruder damit angesteckt hatte. Es waren die Zeiten von Bret „The Hitman“ Hart, Stone Cold Steve Austin, Triple H, Mankind (und Mr. Socko), Rock, Yokozuna und ich könnte hier noch einige Zeilen weiter schreiben, denn gerade in diesem Moment tauchen wieder all die Gesichter auf, die ich so bewundert habe. Und natürlich war es auch die Zeit meines großen Helden, dem Undertaker. Und eben dieser ist es, weshalb ich diesen Blogpost (oder sollte ich sagen, diese Aggressionsabbaumaßnahme?) schreibe, aber dazu später mehr.

Als erstes möchte ich die Gelegenheit nutzen und über Wrestling im Allgemeinen sprechen. Denn immer wieder bekomme ich abfällige Bemerkungen zu hören, wenn ich Wrestling anspreche. Aussagen wie „Das ist doch gar nicht echt!“ zeigen mir auf, dass sich diese Person noch nie mit Wrestling auseinander gesetzt hat. Denn es stimmt zwar, dass meistens der grobe Matchablauf und vor allem das Ende vor dem Kampf bereits feststehen, aber darauf kommt es einem Wrestling-Fan doch gar nicht an. Es stimmt, dass die ausgeteilten Schläge und Schmerzen nicht gleich dem sind, was sie zu sein scheinen. Doch auch hier geht der Kritiker von falschen Annahmen aus.

Ich spreche hier rein für mich, aber ich persönlich möchte auch gar nicht, dass das was die Frauen und Männer dort im Seilgeviert mit einander anstellen Echt ist. Würde es mir Spaß bereiten zuzuschauen, wie sich Leute solange auf die Fresse hauen, bis einer der beiden nicht mehr aufstehen kann, dann würde ich Boxen und Co. einschalten. Bei diesen anerkannten Sportarten geht es den Teilnehmern nur um eine Person, nämlich um einen selbst und darum mehr Auszuteilen als einzustecken. Und wenn der Kampf nach dem ersten Schlag vorbei ist (man siehe den damaligen Klitschko-Kampf), dann schaut das Publikum, welches vielleicht ein Heidengeld für die Karten ausgegeben haben, halt in die Röhre, aber dass ist halt Sport.

Im Gegenzug dazu wird im Wrestling ein Bret „The Hitman“ Hart unter anderem auch dafür so hoch bejubelt, weil er in seiner ganzen Karriere noch nie einen anderen Wrestler wirklich verletzt hat. Denn im Gegensatz zum anerkannten Sport steht man im Wrestling nicht allein im Vordergrund, sondern man teilt sich diesen Platz mit dem Gegner und dem Publikum. Es geht darum, eine tolle Show zu liefern und das am Ende alle wieder gesund im Locker Room ankommen und draußen das Publikum begeistert nach mehr schreit.

Ja, ich weiß das es nicht echt ist, aber mal Hand hoch. Wer von den Kritikern da draußen schaut sich einen Blockbusterfilm an und wünscht sich, dass bei den Dreharbeiten mit echten Kugeln geschossen wird und die Toten sich nach Drehschluss nicht das Kunstblut abwaschen? Man hat doch auch Spaß, obwohl man … Nein … eben WEIL man weiß, dass das nicht echt ist. Klar spielt Wrestling gerne mit dieser Grauzone und manchmal tut man so, als wäre außerhalb der Storyline etwas passiert. Schließlich ist Wrestling ein Vollkörperkontaktsport, bei dem auch tatsächlich mal was passieren kann. Das ist das Spiel zwischen Smartmark und Booker. Eben jenen, die glauben alles von Wrestling zu verstehen und denen, die sich alles ausdenken. Aber in den meisten Fällen entsteht die Illusion einfach auf Grund der unausgesprochenen Absprache zwischen Wrestlern und Fans, dass man einfach ein tolles Erlebnis haben möchte.

Soviel zum, sich gegenseitig aufs Maul hauen, doch ich möchte noch einmal kurz auf das Thema „kein Sport“ eingehen, bevor ich mich auf ein Detail konzentriere, dass mich seit knapp einer Woche beschäftigt. Wer glaubt, dass die Aktionen der Wrestler keine zu würdigende Leistung darstellen, weil die Moves ja nicht echt sind, der soll mal versuchen, nur einen Bruchteil dessen, was diese Frauen und Männer dort fast tagtäglich leisten, nachzumachen. Ich bewundere die körperlichen Anstrengungen und ziehe meinen Hut vor jedem, der sich für das Business und die Fans den A… aufreißt. Es ist kein Kampfsportwettkampf, ja, aber es ist eine Leistung, die Jahrelanges Training und Disziplin erfordert.

Doch nun zum eigentlichen Thema. Es war Montag und ich hatte die große Freude bei einem sehr guten Kumpel Wrestle Mania 30 anzuschauen. Wrestle Mania oder kurz WM ist DAS Jahresereignis der WWE. Und bei WM 30 lagen die Erwartungen hoch. In meinen Augen war es ein grandioser Spaß, wäre da nicht ein einziger Kampf oder besser gesagt sein Ausgang. Aber ich möchte noch kurz einen Bogen schlagen. Wie oben schon erwähnt ist der Undertaker mein absoluter Favorit, wenn es um Wrestler geht. Ich bin mit ihm großgeworden und er hat mein Bild vom Wrestling geprägt. Er hatte mit Paul Bearer den genialsten Manager und die ikonischsten Kämpfe (allein die Sarg-Matches fand ich immer toll). Und er war der einzige Wrestler, der noch keinen einzigen Kampf bei Wrestle Mania verloren hatte. Seit 21 Kämpfen ungeschlagen. Die sogenannte Streak. Und dieses Jahr machte sich einer der, in meinen Augen untalentiertesten Wrestler im Main-Roster auf, um diese Streak zu brechen und … brach sie. Brock Lesner gewann bei WM gegen den Undertaker und zerstörte damit eine Konstante meiner Jungend.

Jetzt bin ich erwachsen und meine Kinder- und Jugendzeit liegen doch schon einige Jahre hinter mir und auch ist mir vollkommen klar, dass das alles nur Show ist und dennoch beschäftigte mich dieser Kampf noch ziemlich lange. War es wirklich rein der Umstand, dass der Undertaker verloren hatte, was mich so ärgerte? Nein, das war es nicht. Es war nicht schlimm, dass er verloren hat, sondern wie. Der Undertaker stand für etwas Besonderes, für mehr als nur ein schnödes auf einander eindreschen. Er brach von unten durch den Ringboden und zerrte seinen abtrünnigen Bruder Kane in die Unterwelt, er warf seine Gegner in einen Sarg und schlug den Deckel zu, er lag da wie tot, nur um sich dann blitzschnell in die Senkrechte zu setzen und den Gegner mit seinem Blick in Angst und Schrecken zu versetzen, er wurde verdammt noch mal lebendig begraben, um dann als neuer Undertaker wieder aufzuerstehen!!!

Und wie bricht man die nicht nur für den Undertaker, sondern für die gesamte WWE einzigartige Streak? Man steckt ihn gemeinsam mit einem Wrestler in den Ring, der nichts vom Micwork versteht und wie ein Mädchen quickt, wenn er sich aufregt, kaum 5 Moves zusammen bringt und dann dem Undertaker auch noch eine schwere Gehirnerschütterung im Match verpasst. Und damit nicht genug, am Ende gibt es einen stink normalen Three-Count. Bamm, Bamm, Bamm und Ende. Das war die Streak! Sowas von unter der Würde aller habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Verpasste Chance!

Aber darüber schimpfen, was man schlecht fand, kann jeder. Wie wäre es meiner Meinung nach besser gewesen? Die Streak musste irgendwann einmal fallen, das war leider klar, auch wenn ich es dem Undertaker vergönnt hätte, bei WM unbesiegt in Rente zu gehen. Aber zum einen hätte ich ihn nicht mit Brock Lesner in einen Ring gesteckt, sondern mit einem Wrestler, der hart dafür gearbeitet hat und sich dem Wrestling und seinen Anforderungen stellt. Jemanden, der auch mal im Ring steht und was tut und nicht nur rumsteht und andere für sich reden lässt, während  er böse guckt. Jemanden, der auf Grund dieses Sieges tolle Matches bestreitet und auf seine Weise den Platz des Undertakers einnimmt. Ein Wunschkandidat wäre für mich in diesem Falle Bray Wyatt, der mit seinem Gimmick sehr gut ein neues „Monster“ und eine Naturgewalt in der WWE sein könnte.

Und zum anderen dürfte es kein einfaches, normales Match sein. Ideal wäre ein Vintage-Sarg-Match. Nach einem spannenden Battle lenkt Erick Rowan den Referee ab und Luke Harper verpasst dem überraschten Undertaker einen Big Boot. Danach noch einen Sister Abigail von Bray Wyatt und darauf hin wird er in den Sarg geschmissen und der Deckel zugenagelt. Ein schöner Heelsieg, bei dem der Undertaker nichts von seiner Stärke verliert. Danach wird der Sarg rausgeschoben und draußen dringt Rauch aus dem Sarg und er geht in Flammen auf. Panisch löscht man das Feuer und bricht den Sarg auf, doch er ist leer. Der Undertaker ist wieder zurück in seinem Reich. Saal wird Dunkel. Eine letzte Botschaft des Undertakers auf der Leinwand, ein Oooh Yeees! aus dem Off und Ende. Dann müsste der Undertaker nicht als gebrochener Mann aus dem Ring stolpern und vom Teils mitleidigen Applaus der Menge begleitet hinauswanken, um hinter der Bühne zusammen zu brechen und ins Krankenhaus zu fahren.

Ich bin jetzt noch gespannt, wie es nun weitergeht mit dem Undertaker. Ob das sein letzter Kampf war oder ob man wenigstens ihm noch einen würdigen Abschied gönnt, wenn schon nicht der Streak.

Zum Glück stehen neue Wrestler bereits im Ring von WWE und in den Nachwuchsligen, deren Kämpfe es auch Wert sind, angeschaut zu werden und mir bleibt die Hoffnung, dass ein Brock Lesnar sich auch weiterhin so rar macht wie bisher, im Idealfall noch ein bisschen rarer.

Sprach der Rabe…

Servus

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