Erklärungsversuch Tabletop:
Der Blog soll über all das sein, was mich so begeistert mit dem Hintergedanken, daß ich wohl kaum ein außerirdisches Wesen sein dürfte, welches als Einziges bestimmte Sachen toll findet. Meine Erfahrungen mit diesen Sachen will ich hier berichten und vielleicht entdeckt dadurch der eine oder andere meiner Leser etwas für sich, was er vorher noch nicht kannte oder das er bis dato nicht mochte, weil er eine mangelhafte oder sogar falsche Vorstellung davon hatte. Und in diesem Sinne möchte ich hier über Tabletop schreiben. Ein Hobby was einen nicht selten an den Rand des Wahnsinns treiben kann, aber in dem soviel Kreativität stecken kann, wie selten in einem Spiel.
Alles bei Tabletop dreht sich natürlich erstmal um die kleinen Püppchen, die je nach Hersteller aus Zinn, Plastik oder Resin (für tolerante Tabletopspieler auch Pappe) bestehen. Man baut sie zusammen, bemalt sie und schickt sie in die Schlacht. Aber allein diese kleine Zusammenfassung wird dem Hobby natürlich nicht gerecht und bedarf einer detailierteren Aufschlüsselung.
Das Zusammenbauen:
Derzeit sind es nur sehr wenige Tabletopsysteme, die mit fertigen Figuren aufwarten, was ich persönlich schade finde, aber dazu am Ende mehr, denn das ist ein Thema, wo es schon so manche hitzigen Diskussionen darüber gab.
Die meisten Miniaturen werden in Einzelteilen geliefert und je nach Qualität bedarf es erstmal einer kleinen Vorarbeit, bevor man sie zusammen bauen kann. Gußgrate müssen entfernt werden und wenn beim Zusammenkleben wegen fehlender Passgenauigkeiten Lücken entstehen, kommt Modeliermasse zum Einsatz, mit der man diese ausbessert.
Mit diesem Schritt wird die Spielerzahl schon mal ordentlich ausgesiebt, denn nicht jedem gefällt diese manchmal sehr frigelige und nervenaufreibende Beschäftigung. Wenn man an der geistigen Gesundheit desjenigen zweifelt, der die Mini entworfen hat und den Kleber, der alles zusammen klebt (allem voran die Finger), aber nicht die verflixte Mini, in die Ecke pfeffern will, kann man das sogar als Tabletopfan sehr gut nachempfinden. Aber wenn am Ende dann die erste selbst zusammengebaute Mini vor einem steht, will man mehr und man stürzt sich erneut in die Schlacht. Denn von ein bisschen Plastik oder Zinn läßt sich ein echter Tabletoper nicht unterkriegen. Wär ja noch schöner. So ging es mir damals, als man mir die erste Regimentsbox Skavenkrieger samt Kleber geschenkt hatte. ‚Das ist nicht meins’, hatte ich damals noch gedacht, dann aber doch mal probiert so ein Teil zusammen zu bauen. Und plötzlich grinst mich so eine kleine freche Ratte an und ich war verloren.
Wer sich jetzt fragt, warum die Minis als Einzelteile geliefert werden, das liegt an der Herrstellung. Eine Figur komplett zu gießen (egal ob Zinn oder Plastik) ist bei weitem umständlicher, als sie in passende Teile aufzuteilen. Außerdem gibt es dann die Möglichkeit den Figuren indiviuelle Posen zu verleihen. Den Arm ein wenig nach oben gedreht, den Oberkörper seitlich und nach vorne geneigt und schon erscheint der gute Junge dynamischer. Vorallem wenn man ganze Regimenter aufbaut, die nicht unbedingt eine Elitesoldatentruppe darstellen sollen, ist ein wenig Abwechslung in den Reihen sehr sinnvoll für die Optik.
Ist es für einen durchschnittlichen Tabletoper schon ein erhebendes Gefühl eine fertige Mini auf die Base zu kleben, gibt es andere, für die das bei weitem nicht genug ist. Da wird jede Mini individuell gestaltet. Teile von anderen Figuren werden verwendet und wenn das nicht reicht, dann wird halt selber was modeliert. Hauptsache am Ende gibt es keine Figuren die einer anderen ähnelt.
Das Bemalen:
Hat man den Kleber aus den Haaren gepoppelt, den Bastelmesserschnitt im Daumen verbunden und betrachtet man dann mit stolz geschwellter Brust die ersten eigenen Figuren, dann fällt einem schnell auf, daß die alle zur grauen Horde gehören. Da fehlt die Farbe.
Das bringt uns zum zweiten großen Bereich des Tabletophobbys. Betrachtet man so eine Mini ist sie mit ihren durchschnittlichen 2cm nicht gerade groß, hat aber im Laufe der Zeit immer mehr Details bekommen. Dies alles einfarbig zu bemalen ist zu Beginn schon mal eine Herausforderung und wie bei so vielem gibt es auch hier nach oben keine Grenzen.
Die Figuren der ambitionierteren Bemalern sind kleine Kunstwerke für sich. Da gibt es Farbverläufe, realistische Schatten und Glanzlichter, ganze Gemälde auf Bannern und so weiter. Aber auch hier gilt wieder, es gibt grundsätzlich keine Regel was mindestens gemacht werden muß, auch wenn es immer wieder Leute gibt, die das gerne hätten.
Kleine Ausnahme: Will man bei Turnieren mitspielen kann es sein, daß nur bemalte Figuren zugelassen sind. In Freundschaftsspielen sollte es wirklich egal sein, ob mein Gegner mit bis in die Haarspitzen durchgestylten Figuren spielt oder ob er eine graue Horde aufstellt.
Wo wir dann auch schon beim dritten großen Bereich wären.
Das Spielen:
Tabletop ist ein Strategiespiel, bei dem man mit Miniaturen Gefechte nachstellt. Angefangen von kleinen Kämpfen Mann gegen Mann bis hinzu riesigen Armeen, die auf dem Schlachtfeld gegeneinander antreten. Hierbei repräsentieren die Miniaturen spezielle Charaktere und Einheitentypen und je nach Anzahl der Minis, auch deren Truppenstärke.
Je nach System gibt es hierzu spezielle Regeln die teilweise sehr ausführlich sein können und für Anfänger am Anfang oft etwas verwirrend sind. Von Vorteil ist es, wenn man einen bereits erfahrenen Spieler an seiner Seite hat, der einem zur Hand geht, aber auch ohne eine solche Hilfestellung kann man ziemlich bald interessante Gefechte austragen. Und sobald man ein paar Schlachten geschlagen haben, gehen die Regeln in Fleisch und Blut über.
Grundsätzlich gilt ein mehr oder minder starker WYSIWYG-Grundsatz, also „what you see is what you get“. Damit auch der Gegner weiß, gegen was er da spielt, gibt es normalerweise zu jeder Truppengattung auch spezielle Miniaturen. Somit kann der Gegenspieler sehen, ob da nun ein kleiner Bauernhaufen oder eine berittene Ritterschar auf ihn zukommt. Dies Prinzip gilt natürlich nur bis zu einem gewissen grad. Nur weil die Truppe vielleicht noch irgendwelche kleinen Extras mit dazu gekauft hat, braucht man nun nicht für jede Eventualität eigene Figuren. Auch hier kommt es im Detail stark auf die Mitspieler drauf an. Ich hab auch schon von Leuten gehört, die ihre Armeen komplett aus Knetmasse und Coladosen aufbauen. Das nur aber als Extremfall. Normalerweise ist man auch als Spieler stolz darauf, eine schöne Armee aufstellen zu können.
Damit ist zwar der Hauptaspekt grob umrissen, hier endet das Hobby aber noch nicht. Wer will kann natürlich auf einem blanken Tisch spielen und mit Büchern oder Dosen Hügel und Türme nachstellen. Wer mehr möchte, der kann sich entweder passendes Gelände kaufen oder aber auch selber basteln. Und auch hier ist die stolzgeschwellte Brust am Ende eines Basteltages unbezahlbar, wenn man seinen ersten Hügel in Händen hält.
Die Spielfläche kann, wie schon geschrieben, ein leerer Tisch sein oder der Fußboden. Aber er kann auch aus einem Gelände aufgebaut sein, daß spezielle Themen einfängt. Von Wiesen und Wäldern über ganze Städte ist alles möglich, was die Phantasie und der Geldbeutel so hergeben. Wer Gelände kaufen will, der sollte letzteren aber schon etwas weiter aufmachen, denn das ist nicht billig.
An sich ist Tabletop kein billiges Hobby. Schnell hat man die 100 € Grenze überschritten und dann hat man bei manchen Systemen grade mal eine Starterarmee mit wenig Variationsmöglichkeiten. Neutral betrachtet gibt man einiges an Geld dafür aus, daß man am Ende auch noch alles selber machen muß, aber das macht in gewisser Weise einen großen Teil des Spaßes aus. Anders als wie bei anderen Gesellschaftspielen baut man hier von Beginn an sein eigenes Spiel. Die Minis die man übers Feld schubst hat man nicht einfach aus einer Packung genommen und aufgestellt, sondern mit jeder davon hat man sich selber abgekämpft und man kann sehr deutlich an ihnen sehen, wie man sich mit der Zeit verbessert hat. Allein die Armee zu betrachten und sagen zu können, „das ist meine und die hab ich selber zusammengebaut und angemalt“ macht den Ärger den man bis dahin hat mehr als wett.
Tabletop hat mich wahrscheinlich deshalb so sehr gepackt, weil man in verschiedenen Aspekten des Spiels selber kreativ sein kann. Angefangen von den eigenen Figuren bis hin zu ganzen Burgen und Geländestücken. Man kann für sich allein Spaß haben ohne ein einziges Spiel gespielt zu haben, wenn man einfach das Basteln liebt oder man erlebt spannende Schlachten mit anderen zusammen. Es hat sehr viele Fascetten und je nach dem wie mir gerade ist, wächst meine Armee, wird sie bunter oder bekommt mehr Gelände, in dem sie rumwusseln kann. Allein was sich in meinen Bastelecken an Projekten stapelt, die mit Tabletop zu tun haben, zeigt mir, was man da so alles machen und erleben kann. Jeder der sich für einen der oben genannten Aspekte interessiert, der sollte wirklich mal reinschnubbern, denn nicht selten packen einen auch die anderen Seiten des Hobbys oder sie lassen sich im angenehmer Weise umgehen / abmindern.
Genres und Spielformen:
Was ich noch erwähnen wollte. Es gibt wohl für jedes Genre mindestens ein Tabletop-System. Angefangen vom sehr präsenten Fantasy in allen möglichen Formen und Farben über Sci-Fi kommen auch die anderen Freunde des Phantastischen nicht zu kurz. Horror, Pulp, Steampunk, Piraten, Western und Mischungen aus dem Ganzen. Mit jedem Tag der vergeht hört man von einem neuen System, daß aus dem Boden schießt.
Für mich noch immer ein eher schwieriges Thema sind die Systeme die sich auf reale Hintergründe berufen. Allen voran Tabletop Systeme die den zweiten Weltkrieg aufgreifen. Ich gönne den Leuten ihre Systeme, aber mich reizen diese nicht. Aber ich möchte es auch hier erwähnt haben, denn nicht nur WWII, sondern frühere Epochen werden aufgegriffen. Napoleonische Kriege, Römer und soweiter. Alles da.
Aber in der Überschrift steht nicht nur Genres, sondern auch Spielformen. Hierbei möchte ich drei Arten unterscheiden:
- Große Schlachten: Ein von mir aus mangel eines besseren so gewählter Name. Diese Systeme arbeiten mit ganzen Einheitenverbänden zwischen denen vereinzelte Charaktermodelle stehen. Der Hauptaugenmerk bei diesen System liegt auf den großen Schlachten wo nicht selten die 100 Modell-Grenze pro Spieler schnell geknackt ist. Die Schlachten haben etwas episches und schnell fühlt man sich als verwegener General der ganze Verbände opfert um den Gegner auf eine strategisch bedeutende Position zu lotsen.
- Skirmish: Bei dieser Spielart hat man bei weitem weniger Figuren (oft nicht mal 20), die meist Einzeln oder in kleinen Gruppen von 2 – 5 Figuren agieren. Oft hat jede Figur einen eigenen Namen und eigene Werte und Fertigkeiten. Dieses System spielt sich flotter und hat oft mehr Möglichkeiten als die großen Schlachten, ist aber auch nicht so bombastisch.
- Brett-top: Auch hier eine kleine eigene Namenschöpfung. Den meisten Tabletop Systemen ist zu eigen, daß die Figuren frei auf dem Feld bewegt werden, wobei die Distanzen mit einem Meterstab oder dergleichen abgemessen werden. Bei Brett-top spielen geht das Tabletop wieder einen Schritt weiter auf die Brettspiele zu (oder auch anders herum wie so einige Spiele von früher und aus jüngster Zeit beweisen). Die Grenzen zwischen Tabletop und Brettspielen sind fließend und Brett-top bildet in meinen Augen die Grenzfläche. Das fängt bei Klassikern wie Hero Quest und Blood Bowl an und führt sich heute mit Quest und Co. fort. Die Möglichkeit mit Miniaturen Kämpfe spannender zu gestalten und nicht nur die Fertigkeiten und Werte, sondern auch den Raum und die Umgebung mit einzubeziehen, erweitert nicht nur Brettspiele, sondern auch so manche Rollenspielrunde.
Das waren die drei Formen, die ich unterscheiden würde. Es gäbe auch noch weitere Möglichkeiten. So nehmen die einen Systeme z.B. nur Würfel her um zu bestimmen ob etwas gelingt andere nur Karten oder etwas dazwischen. Auch gibt es zwischen diesen dreien Mischnformen, wie Skirmish auf gerasterten Spielflächen. Systeme in denen die Einheiten statisch bleiben und andere in denen sie Erfahrungen sammeln, neue Ausrüstungen bekommen und so weiter. Das sind alles interessante Aspekte, aber ich denke, daß sind Details, die jedes System individuell verschieden einsetzt und die ich bei Gelegenheit dann in einzelnen Beiträgen jeweils dazu genauer beleuchten möchte. Solltet ihr aber sagen, daß gehört auch noch hier rein, dann schreibt mir einfach und ich werden den Beitrag in dieser Form noch gerne erweitern. =)
Gedanken zum Hobby:
Abschließend möchte ich hier noch einem Punkt ansprechender, wie weiter oben schon angerissen, dem einen oder anderen vielleicht nicht so gefallen wird, aber ich hoffe, daß sich niemand davon angegriffen fühlt. Es ist einfach nur meine eigene Meinung dazu und ich will niemandem, der anders denkt, diese aufschwatzen. Denn ich mag es auch nicht, wenn Leute meinen sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen und alle anderen lägen falsch. Jetzt aber genug verteidigt, hier mal meine Gedanken dazu.
Systeme mit fertigen Minis:
Ein Thema bei dem ich schon so manche harten Diskussionen gelesen und gehört habe. Ich persönlich würde es begrüßen, wenn es in dieser Richtung mehr Versuche geben würde. Das mag jetzt vielleicht verwundern, nach dem ich so von all den Möglichkeiten geschwärmt habe, die Tabletop bietet. Nun, es stimmt, daß ich sehr gerne meine Minis zusammenbaue und bemale, nur fehlt mir leider die Zeit es in einem ausreichenden Maße zu tun. Mittlerweile habe ich über 300 Minis rumstehen, die noch Farbe bräuchten und es werden nicht weniger.
Ich fände es schön, wenn es Systeme gäbe, die mir die Wahlmöglichkeit lassen ob ich fertige Minis haben will oder Einzelteile. Dann könnte ich mir Einheitentypen die mich nicht so reizen (was das eigene gestalten angeht) einfach fertig kaufen. Und selbst eine vorbemalte Armee schaut besser aus als eine graue Horde.
Zugegeben früher haben diese Minis noch ziemlich schrottig ausgesehen, aber ich denke es ist das gleiche wie mit der Diskussion um Zinn- oder Plastikminis. Als Plastikminis kamen war der Aufschrei groß und alle prophezeiten den Weltuntergang des Tabletop voraus. Die Qualität sei doch um sovieles schlechter als wie bei Zinn und so weiter. Und wenn man sich heute die Plastikminis so anschaut, dann kann man dieses Argument wirklich ad acta legen. Ich denke das gleiche Thema haben wir bei vorbemalten Figuren. Die wenigen Minis die ich in letzter Zeit in dieser Richtung gesehen habe, sahen alles andere als schlecht aus. Die Zeiten von hingeklecksten Farben sind vorbei und je mehr dahingehend was gemacht wird, desto besser würde es werden.
Als kleine Alternative dazu bin ich mittlerweile bei meinen Kerneinheiten dazu übergegangen sie zu dippen, daß heißt sie nur sehr einfach zu bemalen und dann in den sogenannten „Armypainter“ zu tauchen. Eine Lasur, die in meinen Augen eine brauchbare Akzentuierung bei den Figuren bewirkt. Damit bin ich schon um einiges schneller als wenn ich das per Hand mache. Für manche Tabletop-Spieler kommt das einer Todsünde gleich, aber mir fehlt die Zeit, jede einzelne Klanratte sauber zu bemalen.
Ganz zu schweigen glaube ich, daß durch vernünftige Minis, die schon fertig sind, noch mehr Leute sich für das Tabletop-Hobby interessieren würden. Das Leute solche Spiele gerne spielen sieht man am derzeit wieder aufblühenden von Brett-top Systemen. Denn schaut man sich die letzten großen Brettspiele vorallem von FantasyFlightGames an, dann ist der Schritt zu „richtigem“ Tabletop nicht mehr weit. Und Leute die schon mal im Hobby sind, sind auch leichter für die anderen Aspekte des Ganzen zu begeistern, als solche die vor der schieren Masse an Anforderungen, die erstmal vor dem ersten Spiel zu bewältigen sind, zurückschrecken. Macht es den Leuten einfacher rein zu kommen und ich denke das Hobby wird es einem Danken.
Das war’s fürs Erste von mir. Ich hab noch ein paar Sachen im Petto zum Thema Tabletop und ich hoffe Ihr bleibt dran. Bis zum nächsten mal! =)
Euer Papa Rabe w^v^w
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