Montag, 26. Mai 2008

Die erste Messe - Erfahrungen (Comicsalon Erlangen 2008)

Also gleich mal vorweg, ich bin kein alter Hase, was Messen anbelangt, ganz im Gegenteil. Ich war bisher als aktiver Teilnehmer (Leute wegen meinen Sachen anquatschen) erst auf einer einzigen. Das war der Erlangener Comic Salon, von dem ich mich gerade eben erhole. Also wenigstens sind die Erinnerungen noch frisch. *ggg*


Aber bevor ich jetzt auch noch den letzten Leser verschrecke möchte ich noch schnell eines einwerfen. Am Anfang macht man die meisten Erfahrungen und auch Fehler. Hier habt ihr die Gelegenheit eben solche von jemanden zu erfahren, der sie gerade frisch gemacht hat. Vielleicht nützt es Euch, selber eben diesen ersten Schritt zu machen. Wenn jemand, der auf solchen Sachen eigentlich schon zu Hause ist von seinen ersten Gehversuchen spricht, mag das interessant sein, aber man kann es selten auf sich selbst übertragen. Zum einen waren das ganz andere Zeiten (obs nu stimmt oder nicht) und zum anderen sagt das eine Person, mit der man das schlecht noch verbinden kann. Deshalb habt ihr hier die einmalige (na wollen wirs mal nicht übertreiben ;] ) Chance, eben solche Erfahrungen von einem Anfänger zu kriegen. =)

1) Also mein erster Tipp ist ganz kurz und prägnant. TRAUT EUCH!!! Es klingt banal, aber macht euch wirklich mal daran, mit eurer Mappe auf eine Messe zu gehen und Leute anzusprechen. Am Anfang ist alles noch super toll und das wird sicherlich der große Erfolg. Alle werden jubeln und einem die Sachen aus der Hand reißen. Aber je näher die Messe kommt, desto mehr nagen plötzlich selbstzweifel an einem. Bin ich wirklich gut genug? Da laufen doch eh nur Halbgötter des Comichimmels herum und da kack ich doch voll ab. Am Besten geh ich lieber doch nicht hin, ich blamier mich eh bloß. So oder so ähnlich könnte es in einem dann aussehen. Also so wars jedenfalls bei mir. Zum Glück hab ich eine Frau, die mir dann schon wieder in den Hintern tritt. Und glaubt mir, es lohnt sich. Auch wenn ihr nicht mit dem "Supervertrag bei eurem Traum Verlag" raus geht, kann ich Euch versprechen, daß ihr nützliche und interessante Erfahrungen und Kontakte machen werdet. Das gilt aber nur, wenn ihr auch wirklich hin und dann auf die Personen zu geht.

2) Vorbereitungen: Was hatte ich dabei und was war nützlich? Auch hier gilt, ich bin kein Profi, weshalb diese Sektion bestimmt mit jeder Messe eine neue Überarbeitung erhält. Ich hatte dabei:

- Visitenkarten: Selbst entworfene und gedruckte auf Visitenkartenpapier. Gibts für wirklich wenig Geld bei größeren Läden, die Computerzeugs anbieten. Auf Schreibmaschinenpapier würde ich es nicht ausdrucken, da diese zum einen sehr leicht verknicken und zum anderen nicht wirklich gut ausschauen. Meine Einschätzung: Waren sehr nützlich!

- Mappe: Meine besten Arbeiten auf besseres Papier hochauflösend daheim ausgedruckt. Hier war schon mein erster Fehler. Ich hatte für die meisten Stände zuviele Illustrationen und zuwenig Comicmaterial. Weiter unten geh ich darauf noch näher ein. Meine Einschätzung: Essentiell!!! Ohne braucht ihr garnicht hinzugehen.

- Selbstgedrucktes Comic: Ich hatte mir mal meinen Traum erfüllt und hab ein Comic von mir auf eigene Kosten drucken lassen. Ich dachte mir, daß die Leute gleich mal sehen, was da auf sie zu kommt und wer weiß, vielleicht gefällt es einem ja so gut, daß er es auch gleich nimmt. Naja, dazu vielleicht weiter unten bei Tipps zur Mappe mehr. Meine Einschätzung: Hätte ich nicht mitschleppen brauchen.

- Flyer: Ich hatte mal einen etwas aufwendigeren Flyer für mich drucken lassen, um mich per Post bei Firmen besser anbieten zu können. Diese hatte ich auch bei der Messe dabei, doch da ich eh Visitenkarte und Mappe dabei hatte hätte es das nicht gebraucht. Meine Einschätzung: Hätte ich nicht mitschleppen brauchen.

- Postkarten: Auch hier hatte ich mir mal für Werbungszwecken welche machen lassen, aber es gilt das selbe wie beim Flyer. Wenigstens konnt ich den einen oder anderen damit glücklich machen. Wenn ich mich mal irgendwo hinhocke, dann werd ich das auf alle Fälle wieder mitnehmen, da sie sehr gut angekommen sind, aber beim rumlaufen, waren sie sinnlos. Meine Einschätzung: Hätte ich nicht mitschleppen brauchen.

- Infos zur Messe: Im Vorfeld hatte ich mir bereits Anfahrtsbeschreibung, Messeplan und Programm ausgedruckt und mir die interessantesten Sachen rausgesucht. Auf der Messe hätte ich mir ein Programmheft für teures Geld kaufen müssen. Zugegeben wäre dieses um einiges Ausführlicher gewesen, als meine paar Blätter, aber die hatten mir vollkommen gereicht. Meine Einschätzung: Immer gut, sowas dabei zu haben.

- Essen, Trinken, Nervennahrung: Wenn ihr viel Geld habt, dann könnt ihr hierauf verzichten, aber vorsicht. Messen können ziemlich teuer werden. Es läppert sich doch ziemlich was zusammen. Fahrt, Eintritt, ggf. Übernachtung, Essen & Trinken, ... Und da sind noch nicht die vielen Interessanten Sachen mit dabei, die man auf solchen Veranstaltungen noch sieht und evtl. unbedingt haben will. Euer Geldbeutel wird es euch danken, wenn ihr bei dem ein oder anderen vielleicht etwas sparsamer umgeht. Außerdem ist es auch gut, einfach mal stehen bleiben zu können und mal was zu futtern, ohne sich an irgendeiner Schlange anstellen zu müssen.

- Frau, Mann, Freund(in): Last, aber alles andere als least. Vorallem bei euren ersten Streifzügen ist es gut jemanden dabei zu haben. Ich hab mich jetzt nicht an der Schulter meiner Freundin ausgeheult, weil der böseböse Verlag mich nicht haben will, aber es tut gut, Abstand zu gewinnen oder einfach mit jemanden darüber reden zu können. Außerdem ist es nie schlecht jemanden dabei zu haben, der einen immer wieder schubst und motiviert, doch noch zu diesem oder jenem zu gehen.

3) Mappe: Ein Fehler den ich gemacht habe war, daß ich meine Mappe nicht auf die Zielgruppe abgestimmt hatte. Aus Ermangelung an Material hatte ich meine Mappe über die Hälfte mit Illustrationen gefüllt und dachte, mit meinem fertigen Comic könnte ich das ganze ergänzen. Tja, leider falsch gedacht. Bei den Leuten, die mehr Illustrationen brauchten (z.B. ein Rollenspielverlag) oder die Grundsätzlich kreative Leute suchten, bei denen wurde ich damit herzlichst aufgenommen und konnte auch punkten, aber bei Verlagen hatte ich mit den Illus keine Chance und mit das fertige Comic war einfach zu ... fertig. Klingt blöd is aber so.

Wie einer auf der Messe so schön gesagt haben, die Leute müßten es schon wirklich lesen um es bewerten zu können und das dauert zu lange. Interesse ist damit futsch. In der Praxis sah das so aus, daß mein Comic (Mensch unserer Zeit) kurz durchgeblättert wurde und mir dann geraten wurde, ich solle mich damit an einen Horrorverlag wenden. Wer das Comic kennt der weiß, daß es da überhaupt nicht hinpaßt. Aber um das zu erkennen hätte er es wirklich lesen müssen.

Deshalb bekam ich den Tipp: Das Comic textlich ausarbeiten (worum geht es, wieviele Seiten soll es haben, Storyboard erstellen, ...), die Hauptcharaktere in verschiedenen Ansichten und Posen zeichnen und ein paar Seiten des Comics fertig zeichnen. Diese sollten aber irgendwo aus der Mitte genommen werden (Seite 12 - 16 oder so). Damit können Verlage mehr anfangen. Sie sehen Stil und was man drauf hat, sehen, daß man sich schon Gedanken zum Comic gemacht hat und das da etwas ist, womit man arbeiten kann, aber sie können noch drauf einwirken und ggf. Änderungen vordern. Bei einem fertigen Werk sehen sie höchstens die Zeichnungen.

Deshalb mein Tipp an Euch und auch an mich. Erstellt eben solche Arbeitsproben. Diese sollten auch soweit gestreut sein, wie eure Interessen sind, denn die meisten Verlage haben ein sehr enges Programm. Die einen wollen nur 70er Pulp Horror, andere Frankobelgischen Stil und wieder andere Manga. Wenn man da nicht mit etwas ran geht, was reinpaßt, dann ist die Antwort schon vorprogrammiert. "Sieht gut aus, aber paßt leider nicht!"

Das soll aber nicht heißen, daß ihr jedes Genre bedienen sollt. Was nutzt es Euch, wenn ihr einen Auftrag bekommt, wenn ihr diesen Stil und/oder dieses Genre gar nicht mögt? Deshalb bleibt euch selber treu, aber zeigt den Leuten auch, was ihr alles drauf habt. Anders können sie es nicht wissen. Beim nächsten mal werde ich auf alle Fälle wieder meine Illumappe dabei haben, aber dann auch eine Mappe mit verschiedenen Comicvorschlägen.

4) Auf der Messe: Tja, jetzt steht man voller Tatendrang auf der Messe, freut sich seines Lebens und will los legen. Aber wie? Hm! Als erstes verschaffen wir uns mal einen Überblicken und latschen die gesamte Messe mal ab und schauen, wo wäre denn was interessantes.

Gut. Diese Hinhaltetaktik ist nach dem ersten Rundgang aufgebraucht. Gehen wir einfach mal zu einem Stand. Jetzt stehen da Leute dahinter, aber nirgends ist ein "Bewerber bitte hier anstellen" Schild oder ein "Wir wollen Eure Sachen sehen! Her damit!!!" Plakat. Was nu?

Nach dem neben uns jemand das geleich Anliegen hatte, hatten wir zumindest schon mal eine Frage formuliert bekommen: "Kann ich jemanden vom Verlag meine Sachen zeigen?" So gestärkt gleich hinter drein. Doch oh weh! Der Herr war zwar höflich, sprühte aber nicht vor Begeisterung über, wie ich als Dritter im Bunde auch noch angedackelt kam. 5 Minuten und einen dummen Kommentar einer Standmitarbeiterin später war ich auch schon wieder entlassen und leicht desillusioniert.

Auch der zweite Versuch war ähnlich. Wo war die Begeisterung, wo waren der Jubel, das aus den Händen reißen? War wohl nix. Doch jedem, dem ich jetzt den Mut genommen habe und der sich jetzt nicht mehr traut, dem sei gesagt, danach gings steil Berg auf. Zwar hatte mir auch am Ende der Messe niemand etwas aus der Hand gerissen und Jubel gab es auch nur für andere, doch ging ich mit einigen wertvollen Kontakten und auch Angeboten nach hause.

Deshalb, damit die Absagen nicht zu sehr auf das frische Messegehergemüht schlagen, hier ein Tipp: Schaut Euch die Auslagen und ggf. die Mappen der Verlage an. Paßt ihr da rein? Falls ja, traut Euch. Hierfür habt ihr dann die Mappe und könnt ggf. gleich auf die Arbeiten verweisen, von denen ihr glaubt, daß sie zum Verlag passen. So sehen sie, daß ihr euch Gedanken dazu gemacht habt und nicht einfach wild drauf los fragt (so wie ich). Sucht Euch auch Verlage, die Comiccompilations (also Sammelbänder mit kurzen Comics verschiedener Künstler) rausbringen und fragt, ob ihr da mitmachen könnt. Da habt ihr normalerweise gute Chancen und die Stile sind in solchen Teilen meist bunt gemischt.

Ich werde auf alle Fälle vor der nächsten Messe noch mehr die Programme der anwesenden Verlage durchblättern und ggf. sogar vorher per Mail oder Tel. anfragen, ob auf der Messe jemand da ist, dem ich meine Arbeiten zeigen darf. Zum Einen ist das nicht immer der Fall und zum anderen habt ihr (wenn ihr das auch macht) gleich mal einen Fuß in der Tür und könnt anders an die Leute rangehen. "Hallo, ich hatte bei ihrem Verlag angefragt, ..." klingt besser als "Darf ich sie (unangemeldet) stören, ..." Ob das funktioniert und wirklich was bringt, wird sich zeigen, aber ich denke, es ist einen Versuch wert. =)

5) Nach der Messe: Die Kontakte die ihr gesammelt habt, so lange sie noch warm sind nutzen. Schreibt die Leute an, sagt Hallo. Je länger ihr wartet, desto weniger können sie sich an einen erinnern. Haltet eure Erfahrungen fest und schreibt nieder, was ihr wieder so machen würdet und was ihr beim nächsten mal anders machen wollt. Nur so könnt ihr euch sicher sein, daß ihr es dann auch so macht. Ich hab es hiermit getan.

Ich hoffe, daß das eine oder andere für Euch mit dabei war. Ich werde die Tage diesen Post evtl. nochmal überarbeiten und übersichtlicher machen. Aber es hat sich einiges angesammelt, was erstmal abgearbeitet werden muß. Kann also ein wenig dauern. =)

Cya

Papa Rabe w^v^w

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